
Zehn Fakten zur Zehnten: Insights zu Beethovens unvollendetem Werk
Im vergangenen Jahr wäre der revolutionäre Komponist der Wiener Klassik 250 Jahre alt geworden. Über 750 Werke hat der geniale Workaholic zu Lebzeiten kreiert. Zu seiner letzten Sinfonie, der Zehnten, hat er der Nachwelt 40 Skizzen hinterlassen, die jedoch nur Fragmente einer vollständigen Sinfonie darstellen. Die Telekom hat deshalb anlässlich des Beethovenjahres 2020 unter der Leitung von Dr. Matthias Röder ein internationales Experten-Team zusammengestellt, um die 10. Sinfonie Ludwig van Beethovens mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz zu vollenden. Wir füttern euch mit Wissen zu diesem einzigartigen Projekt.
1. Beethovens Idee dazu ist mittlerweile fast 200 Jahre alt: Er arbeitete zwischen den Jahren 1822 und 1825 parallel zu anderen Werken an der zehnten Sinfonie – das verraten seine Aufzeichnungen. Fragmente und Skizzen wurden in seinem Nachlass für den ersten und dritten Satz gefunden.
2. Während der Komposition der zehnten und auch neunten Sinfonie war Beethoven schon lange taub – doch sein absolutes Gehör hat es ihm ermöglicht, sich ganze Tonfolgen vorzustellen und so weiterhin zu komponieren.
3. Schon in den 1980er Jahren hat sich der englische Musikwissenschaftler Barry Cooper an der Vervollständigung des ersten Satzes der zehnten Sinfonie versucht. 1988 wurde seine Interpretation aufgeführt.
4. 2019 fiel der Startschuss für das KI-Projekt der Telekom: Ein Team aus zehn internationalen Experten aus den Bereichen KI und Musikwissenschaft entwickelte die künstliche Intelligenz.
5. Um zu „denken“ wie Beethoven, braucht die Künstliche Intelligenz Daten. Seit dem Start im Frühjahr 2019 trainierten die Entwickler die KI mit circa 10.000 Musikstücken. Sie komponierte mit ungefähr zwei Millionen Noten und 57 Musiker spielten den Entwurf an 18 verschiedenen Instrumenten ein.
6. In der KI-Sinfonie spielt auch die elektrische Orgel eine große Rolle. Zu Lebzeiten von Beethoven gab es das Instrument jedoch gar nicht. Für das Team spiegelt es jedoch die charakterliche Veränderung des Komponisten wider. Zur Uraufführung könnt ihr Star-Organist Cameron Carpenter an den Tasten bestaunen.
7. Auch eine KI wuppt so eine Komposition nicht auf Knopfdruck und schon gar nicht alleine: Zur Abstimmung tauschten die Beteiligten über 10.000 E-Mails aus und telefonierten mehr als 250 Stunden.
8. Ähnlich wie Beethoven, der seine Musik vielfach überarbeitete, bot die KI viele verschiedene Varianten an – teilweise um die 200 für einzelne Segmente. Die Aufgabe des Teams war es u.a. sich für Varianten zu entscheiden und sinnvoll zu kombinieren.
9. Im Oktober 2019 fand die erste Probe statt –leider mit der Erkenntnis, dass die von der KI komponierte Sinfonie zu modern klang. Menschliche Kreativität ist eben nicht einfach zu kopieren. Doch dank neu entdeckten Aufzeichnungen von Beethoven konnte das Team die Künstliche Intelligenz mit zusätzlichen Daten versorgen. Mit Erfolg: Danach hörte man den Stil des alten Meisters heraus.
10. Die erste geplante Uraufführung im vergangenen Jahr musste aufgrund der Pandemie abgesagt werden. Doch die Entwickler nutzten die Chance, weiter an der Sinfonie zu feilen. Im Juni wurden 1.200 neue Analysen aus Trainingsdaten angefertigt und die KI komplett neu trainiert. Nun kommen wir nach langem Warten endlich in den Genuss einer vollendeten zehnten! Viel Spaß!